Meinungsfreiheit – ein Grundrecht!

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“Keine Demokratie kann auf Dauer bestehen, wenn es ihr an Menschen fehlt, die von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch machen.”
(Nicola Canestrini – Rechtsanwalt aus Rovereto; europaweit im Einsatz zur Verteidigung der Grundrechte)

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage hat deutlich gemacht, dass viele Menschen sich vor Falsch-Nachrichten in den Medien fürchten. Dies hat wiederum viele Politiker bewogen, eine stärkere Kontrolle über den Wahrheitsgehalt der Informationen zu fordern. Nicht in den staatlich kontrollierten Medien – die ja über jeden Fake-Verdacht erhaben sind (?) – sondern über jene Nachrichten und Kommentare, die im Internet zirkulieren.

Ein äußerst heikles Thema, das im wesentlichen schicksalshaft für das Fortbestehen unserer Demokratie ist.

Wer besitzt die Wahrheit? Wer kann bestimmen, was wahr und nicht wahr ist? Die Politik? Die Wissenschaft? Oder wer noch?

Zur Politik: Die Philosophin Hannah Arendt hat dazu geschrieben: „Niemand hat je bezweifelt, dass es um die Wahrheit in der Politik schlecht bestellt ist, niemand hat je die Wahrhaftigkeit zu den politischen Tugenden gerechnet“.

Politiker wissen, dass ihr Wahrheits-Image stark angekratzt ist und verbergen sich daher hinter der Wissenschaft. Diese muss für sie herhalten, wenn es für Gesetze und Regelungen eine handfeste Begründung braucht.

Allerdings gilt bei immer mehr Menschen auch das Image der Wissenschaft bezüglich der „Wahrheitsverbundenheit“ als sehr fraglich. Die Vorstellung, dass Wissenschaftler uneigennützig mit diesem Ziel forschen, ist längst überholt. „Dieses Feld ist gekapert von den Imperativen der Wirtschaft (Geld!), der Politik (Macht!) und der Medien (Aufmerksamkeit!)“, schreibt dazu Michael Meyen, Münchner Kommunikationswissenschaftler.

Es ist vielen Menschen inzwischen klar, dass die Wissenschaft von diesen Imperativen beeinflusst und häufig „gekauft“ wird. Dass beispielsweise die mächtigen Big´s der Chemie- und Pharmaindustrie, die Rüstungsunternehmen, die „digitalen Vampire“ der GAMFA (Google, Amazon, Microsoft, Facebook, Apple) Forschung und Universitäten finanzieren und bestimmen, was von der Wissenschaft nach außen kommt.

Ein eklatantes Beispiel dazu bietet Wikipedia. Als Online-Enzyklopädie geschaffen, wird sie immer mehr zu einem Instrument der „Wahrheitsschaffung“, in dem vor allem in Problem- und Konfliktbereichen kräftig manipuliert wird. Den Kampf um die „Wikipedia-Wahrheit“ gewinnen die, die am meisten Zeit haben, am wenigsten Skrupel oder die größten Sponsoren“ – dies gilt vor allem für die „politisch relevanten“ Einträge: Impfen, Homöopathie, Ukraine-Konflikt“ (Michael Meyen)

Wo findet sich die „Wahrheit“ in einem solchen Kontext? Hannah Arendt sieht Wahrheit als „das, was der Mensch nicht ändern kann“. Andere definieren sie als Übereinstimmung mit der Wirklichkeit; doch jeder Mensch sieht die Wirklichkeit aus seinem kulturellen Gehäuse heraus und interpretiert sie.

Ein Vertiefen dieser Fragen würde hier zu weit führen.

Tatsache ist, dass es Falschmeldungen mit dem Ziel, „Konsens“ zu schaffen, immer schon gegeben hat.

In den Corona-Zeiten hat es eine dramatische Zuspitzung gegeben, weil eine offene wissenschaftliche Auseinandersetzung verboten bzw. verhindert worden ist. Das Fehlen einer solchen Konfrontation zwischen unterschiedlichen Sichtweisen auf die „Wirklichkeit“ und die „Wahrheit“ der Coronavirus-Pandemie hat einen idealen Nährboden für Falschinformationen geschaffen.

Es ist in Corona-Zeiten so viel gelogen worden, dass es schwer ist, wieder eine Vertrauensbasis zu schaffen. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht“- dieses alte Sprichwort drückt zutreffend die Stimmungslage aus, aus der sich die Angst vor Fakes nährt.

Das Dilemma der Politik heute: Wie schaffen wir es, zwingende Begründungen für Zensurmaßnahmen zu finden, ohne offen das Grundrecht der Meinungsfreiheit in Frage zu stellen?

Eine Möglichkeit ist die, die Verantwortung weit weg, weit nach „oben“ zu verlagern.

Wenn beispielsweise eine internationale Einrichtung wie die WHO einen „Notstand“ ausruft und damit die „wahre“ Interpretation der Sachlage und der damit verbundenen Entscheidungen anordnet – dann können sich die Regierungen darauf berufen und brauchen für unpopuläre Entscheidungen keine Verantwortung zu übernehmen.

Warum brauchen die Regierenden diesen Zugriff auf Zensur?

Es steht für mich außer Zweifel, dass derzeit auf globaler Ebene viel im Wandel begriffen ist: geopolitische Konflikte, um sich Rohstoffe und landwirtschaftliche Nutzflächen zu sichern, Klimakrise und damit verbundene Umweltbelastungen, soziale und wirtschaftliche Desintegration. Für mich ist es ebenso klar, dass in diesem Kontext sehr viele schmutzige Machenschaften gespielt werden, die lediglich eigennützigen Machtinteressen dienen. Ob es sich dabei um „Verschwörungen“ handelt oder nicht, ist für mich in diesem Zusammenhang irrelevant.

Mir scheint es offensichtlich, dass viele „Feindbilder“ deshalb kreiert werden, weil es dadurch auch einfacher wird, einen breiten Konsens für Zensur zu finden. Viren, Kriege, Klima, Ernährungssicherheit….

Ohne Zensur würden die schmutzigen Machenschaften der GAMFA und der damit verbundenen Finanzkolosse weit deutlicher sichtbar und damit demokratischer Auseinandersetzung zugänglich.

Wahrheit oder Fakes in den Medien?

Für die Zukunft bieten sich zwei Szenarien an:

Die eine baut auf eine Demokratisierung der Wissenschaft bzw. Rückkehr zur „Wahrheitssuche“, durch Rede und Widerrede der Wahrheit näherkommen. Durch „trial and error“, im Sinne Karl Poppers diskutieren, Daten offenlegen und dadurch auch Vertrauen schaffen. Dies ist der schwierige Weg, aber auch der Einzige, der uns den Weg in ein totalitäres System erspart.

Der andere bringt unweigerlich wieder zu „Bücherverbrennungen“ in einer modernen Variante: Sperrungen kritischer Meinungen auf den digitalen Plattformen und weitere Gesetze zur Einschränkung der Meinungsfreiheit; wie sie beispielsweise in das neue WHO-Regelwerk eingebaut werden sollen.

Meinungsäußerung gilt als Grundrecht. So definiert es Artikel 11 der Europäischen Union: „Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne behördliche Eingriffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und weiterzugeben.

Dieses Grundrecht soll aber dann nicht mehr gelten, wenn „Verschwörungsanhänger“ ihre Ansichten verbreiten wollen. Michael Butter, Professor in Tübingen, leitet ein EU-Forschungsprojekt zu den „Verschwörern“. Er fordert eine klare Trennung zwischen „Redefreiheit (Freedom of Speech) und der „Freiheit zur Verbreitung“ (Freedom of Spread). Dadurch würde ein Rahmen geschaffen, der die Zensur über Suchmaschinen und Plattformen legitimiert.

Damit würden in anderer Form die „Bücherverbrennungen“ wieder aktuell werden. Diese waren im Frühjahr und Sommer im Jahre 1933 symbolische Aktionen „wider den undeutschen Geist“. Damit begann die systematische Verfolgung von Andersdenkenden.

Solche Vergleiche mögen für viele irritierend und unangenehm sein; in meinem Verständnis sollten Schattenseiten der menschlichen Geschichte nicht in Museen und Gedenkstätten begraben – und damit als abgeschlossene Vergangenheit betrachtet werden

Sie sollten immer wieder mit der Tagesaktualität verbunden werden, denn „der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem er kroch“, wie es Bert Brecht warnend im Abschlusssatz seines Stückes „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ formuliert hat. Die Wurzeln von Faschismus und Totalitarismus sind nie wirklich ausgerottet worden.

Und bei uns zu Hause in Südtirol?

Der Dolomiten Chef vom Dienst Klaus Innerhofer hat den Vortrag von Daniele Ganser zum Anlass genommen, um in einem Leitartikel in der STOL-Ausgabe vom 5. August gegen alles zu hetzen, das nicht in sein ideologisches Leitbild passt. Wer gegen die Corona-Maßnahmen kritisch war, hängt Verschwörungstheorien an, ist antisemitisch, Homöopathie gläubig und gleichzeitig auch ein Verehrer Putins. Nachzulesen unter

https://www.stol.it/artikel/chronik/nach-der-verschwoerung-ist-vor-der-verschwoerung

Aber: Sind es lediglich „rechte“ Dolomiten Redakteure, die solche Hetze anzetteln? Ist es letztlich nicht so, dass die allermeisten Südtiroler Medien in dieselbe Kerbe schlagen, wenn es um die Verurteilung von Menschen geht, die nicht dem gängigen Narrativ zum Weltgeschehen folgen? Hat nicht auch das „linksgrüne“ Medienportal SALTO vor kurzem einen sachlich gehaltenen Community-Beitrag mit folgenden Worten abgelehnt: Wir mussten Ihre Beiträge leider entfernen, weil sie gegen unsere Netiquette und Blattlinie verstießen. Beiträge, die ein verschwörungsmythisches Narrativ bedienen, sind auf SALTO nicht erwünscht“.  Hat nicht gerade eine Redakteurin dieses Portals die Hetze gegen den Historiker Ganser ins Rollen gebracht und zur „Ächtung“ aufgerufen? Genau wie Klaus Innerhofer, mit fadenscheinigen „Verschwörungs“-Begründungen und dem nicht näher begründeten Vorwurf einer antisemitischen Haltung?

Tatsache ist, dass es in Südtirol eine erstaunliche Gleichförmigkeit und Angepasstheit in der Medienwelt gibt, wenn es darum geht, gängige Narrative im Weltgeschehen zu hinterfragen.

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Ein lesenswertes Buch zum Thema.

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3 Responses to Meinungsfreiheit – ein Grundrecht!

  1. Sepp Kusstatscher scrive:

    Als Theologe stelle ich immer mehr fest, dass in sehr vielen Bereichen eine Art „Religion“ praktiziert wird wie zur Zeit der Inquisition.

    Da war es schon verboten zu zweifeln. Vor allem: Zweifel durften nicht offen ausgesprochen werden.
    Zur Zeit der Inquisition hat man diese Zweifelnden und Andersdenkenden „exkommuniziert“, d.h. von der Gemeinschaft ausgeschlossen.
    Nur die Strenggläubigen und Mitbetenden hatten in der Communio noch Platz.
    Und wer sich offen gegen die „Dogmen“ der Herrschenden aufgelehnt hat, war ein Häretiker und landete auf dem Scheiterhaufen…

    Erst die Aufklärung hat angefangen, mit diesem Unfug aufzuräumen.
    Dazu passt ja der angebliche Satz von Voltaire: „Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“

    Sepp Kusstatscher

  2. Erwin Demichiel scrive:

    Guter Beitrag zu wichtigem Thema! Es ist tatsächlich nicht leicht in unserer Welt der unabänderlichen Dualität, wo wir uns immer mit oben-unten, groß-klein, richtig-falsch, wahr-unwahr usw. herumschlagen müssen. Wir können im guten Fall höchstens lernen, unser Ego (und das gilt auch für die Wissenschaftler, die mit/in der Welt des großen Geldes ihre Karriere machen müssen/wollen) immer weniger darin zu verwickeln. Aber es macht wütend, wenn jemand, wie der Dolomitenredakteur, seine – ja was? – vielleicht seine Unterwerfung unter den Herrn demonstrieren muss und davon Zuwendung/Heimat erhofft, oder ….? Und es schmerzt, wenn eine in meiner Wahrnehmung integre Person, wie die Salto-Journalistin Lisa Maria Gasser diesem dümmlichen Verschwörungsdenken verfällt. Wie gerne würde ich in die Redaktionen hineinhören können, um zu verstehen, was mit diesen Menschen geschieht und wie sie versuchen sich einzurichten mit sich selber, mit ihrer “Macht”, die sie wohl wahrnehmen und mit der Maschinerie.

  3. Patrizia Gozzi Buca scrive:

    Danke für diesen Text, der mir aus dem Herzen spricht. Bzgl des salto- Artikels hatte ich via Instagram der Redaktion geschrieben, ich sei enttäuscht und ob die Journalistin überhaupt recherchiert oder einfach das gängige Narrativ übernommen hätte. Man antwortete mir, Frau Gasser sei für gewissenhafte Recherche bekannt… Tatsache scheint mir doch zu sein, dass mittlerweile links und rechts als politische Positionen ausgedient haben. An den Schalthebeln der Macht und Meinungsmache sitzen im Wortsinn ungebildete Personen, die auf der “richtigen Seite” stehen, Opportunisten ohne Rückgrat. Ich bin entsetzt darüber, wie viele Leute, die Geschichte und/oder Philosophie studiert haben und diese Fächer lehren, die Propaganda-Maschinerie nicht durchschaut haben. Sie haben alle mitgemacht und laufen weiter im Gleichschritt mit. Wir, die noch selbst zu denken imstande sind, können kleine, aber feine Akzente setzen und Keime säen, die hoffentlich aufgehen werden. Wir sind mehr, als die auf der “richtigen Seite” glauben. Und wir lassen nicht locker.

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