Großmutter, Max Weber und das verlorene Vertrauen

Little boy looking at his grandmother cooking at home

Fragmente in einem Diskurs zum Guten Leben – Teil 2

Zweifle nicht
an dem
der dir sagt
er hat Angst
aber hab Angst
vor dem
der dir sagt
er kennt keinen Zweifel

Erich Fried: Angst und Zweifel
Aus: Gegengift, 1974

Im ersten Teil dieser Fragmente hatte ich von meiner Großmutter erzählt, die vom (Kurtinger) Kirchturm aus, fast all das sehen konnte, was später in Küche und Keller  landen würde. Auch Kleider und Schuhe hatten keine langen Transportwege hinter sich. Das Leben war überschaubar und in die Handwerker konnte man Vertrauen haben, oder auch nicht, doch jedes Produkt hatte ein Gesicht hinter sich, dem man es zuordnen konnte.

Anders in Wien: Zu Großmutters Zeiten (1917) hatte der Ökonom und Soziologe Max Weber seinen Studenten einen Vortrag gehalten, der in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist.

Um die „Entzauberung der Welt“ ging es dabei und um die Rolle der Wissenschaft. Um welchen Preis, dies seine Frage, kann Fortschritt durch Wissenschaft und Technik erkauft werden? Welche Auswirkungen hat die technische Entwicklung auf menschliches Handeln und gesellschaftliche Institutionen? Bringt sie Freiheitsgewinne oder ein „neues Gehäuse der Hörigkeit“?

Vieles von dem, was in dieser Rede aufgelistet wird, gilt heute noch als die eigentliche Wurzel  innerer und äußerer Zerstörung durch Fortschritt. Seinen zuhörenden Studenten zeigt Weber auf, dass letztlich die Indianer und Hottentotten (damals als „Wilde“ bezeichnet) eine größere Kenntnis über ihre Lebensbedingungen haben, mehr von ihren Werkzeugen verstehen, als die Menschen in den modernen Städten der „entwickelten“ Welt.

Daher sieht Max Weber in der Rationalisierung, in der technischen Entwicklung nicht nur Fortschritt und Freiheitsgewinn sondern auch die Gefahr einer weiteren Entmündigung und  Abhängigkeit. Eine Abgabe von Macht an Wissenschaft und Fachleute.

Was hat dies mit dem Guten Leben zu tun?

Mir geht es in diesen Denkfragmenten zum Guten Leben nicht um einen allgemeine Auseinandersetzung zu den Themen Fortschritt und Wissenschaft, sondern vor allem um die Frage: Wie kann den Menschen in Zeiten der Globalisierung wieder Souveränität und Selbstbestimmung zurückerstattet werden? Oder – anders formuliert: Wie kann wieder Vertrauen in die Welt gebracht werden? Die Welt ist seit den Zeiten meiner Großmutter weit komplexer geworden; von den einfachsten Lebensmitteln bis hin zu elektronischen Werkzeugen, bekommen die Fragen „woher kommt das Produkt – wie ist es entstanden?“ keine einfache Antwort.

Wenn die Welt in ihrer Komplexität nicht verstanden werden kann, braucht es ein Grundvertrauen, so Max Weber.  Aber wem kann man/frau heute vertrauen?

Viele Jahrzehnte lang hat es ein Grundvertrauen in die gesellschaftlichen Abläufe gegeben: Die Gesellschaft hat zusammengehalten; trotz vieler Krisen und Kriegswirren (ver)traute man dem Staat und seinen Institutionen, vor allem aber der Wissenschaft und deren Entwicklung.

Vertrauen ermöglichte den Einkauf in den modernen Supermärkten, auf Vertrauen baute der Umgang mit der Sanitätsmaschinerie, die Akzeptanz von Schulsystem, Sozialstaat und anderen Einrichtungen der Moderne.

Und heute?

Es steht außer Zweifel, dass in den letzten Jahren  viel von diesem Vertrauen abhanden gekommen ist.  Nicht nur, weil die Welt komplexer und komplizierter ist, sondern weil jene Einrichtungen und Experten, die in den Anfangszeiten des modernen Fortschritts Bindeglieder zu den nicht-wissenden Menschen waren, zu viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren haben, um noch den moralischen Grundkitt für den Zusammenhalt geben können.

Aus der Fülle von Beispielen dieses Vertrauensbruchs eine kleine Auswahl:

„Abgaswerte gelten zum Schutz von Mensch und Natur, aber sie werden bewusst manipuliert und gefälscht. So rollen Millionen Autos mit Abgaswerten, die bis zu zehnfach über dem gesetzlichen Limit liegen, über unsere Straßen und töten tausende Menschen jedes Jahr. Die Schuldigen am Tod Tausender sitzen in den Chefetagen fast aller Autoproduzenten – wie sich jetzt herausgestellt hat – und verdienen und kassieren immer noch Millionen Dollars oder Euro“ ….

…schreibt der Theologe und Buchautor Franz Alt in einem Kommentar unter dem Titel „Vom Irrsinn unseres Systems“; lesenswert unter dem link:  http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2016/06/Der-Irrsinn-unseres-Systems.pdf

Doch ähnliche Betrügereien ziehen sich durch die gesamte Wirtschaft; sie gehören zu einem System, das sich durch die Globalisierung und durch die ihr innewohnende Anonymität ins unendlich Unkontrollierbare ausgedehnt hat.

Ein weiteres Beispiel aus der Lebensmittelindustrie, das banal klingen mag, aber letztlich aufzeigt, wie Vertrauen durch irreführende Informationen abgebaut wird; der folgende Link verbindet mit einer foodfatch-Studie zum Thema: Wie die Liebensmittelindustrie Verbraucher mit Vitaminzusätzen in die Irre führt.

http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2016/06/2016-03-30_Report_Vitaminwerbung-foodwatch.pdf

In Teilen der öffentlichen Meinung gelten solche Akte wahrscheinlich mehr als sogenannte Kavaliersdelikte als kriminelle Aktionen. Tatsache ist, dass sie das Vertrauen vieler Menschen missbrauchen.

Um nicht missverstanden zu werden: Viele Wissenschaftler sind sicherlich moralisch integer; vielen kann man wahrscheinlich nur den Vorwurf machen, dass sie allzu sehr in fachspezifischen Schubladen denken und die Wechselbeziehungen zu anderen Fachbereichen nicht erkennen. Die Polemiken um die gesundheitsschädlichen Grenzwerte machen dies deutlich.

Allerdings wird Wissenschaft immer stärker zu einem Zweig der Wirtschaft, weil diese letztlich einen großen Teil der Kosten für wissenschaftliche Forschung trägt. Und diese Wirtschaft hat kein Gesicht mehr, letztlich keine Person, die Verantwortung trägt, sondern ein anonymes System, eben gesichtslos. In den Zeiten meiner Großmutter hatten Produktion und Wirtschaft noch Menschen, die zur Verantwortung gezogen werden konnten. Wer trägt heute Verantwortung? Und: Wie kann sich Vertrauen entwickeln, wenn Wissenschaft eine Ware ist, die gekauft werden kann?

In Zusammenhang mit der Glyposat-Diskussion hat der britische Guardian Infos veröffentlicht, die aufzeigen, dass die zuständigen  wissenschaftlichen Kontrollorgane finanziell von der Chemieindustrie unterstützt wurden. Siehe den link zu: http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2016/06/Glyphosat-zeit-online.pdf

Doch es kann noch schlimmer sein,

Eine Stufe zynischer und brutaler, wenn man von einer solchen Skala der Bösartigkeit sprechen kann, ist die Geschichte von den Impfstoffen und deren möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit über Stream eine Konferenz mit der amerikanischen Wissenschaftlerin Judy Mikovitz zu verfolgen. Judy ist eine Wissenschaftlerin, die jahrelang auf Druck der Pharmaindustrie verfolgt worden ist, weil sie offen zu ihren Forschungen im Bereich der Retroviren und Impfstoffen gestanden ist. Im kürzlich erschienenen Buch mit dem Titel Plague (Seuche) schildet sie ihren Kampf gegen diese Wirtschaftsmafia.

Ich verstehe von diesen Themen leider allzu wenig und habe daher eine befreundete Apothekerin gebeten, mir einige Erläuterungen zu geben: Wie können  Impfungen (Retroviren) auf Immunschwäche, chronische Müdigkeit, Autismus und andere Krankheiten auswirken?  http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2016/06/PLAGUE-Aura.pdf

Kann es noch schlimmer gehen? Bekannte aus den USA haben mich auf einen Link verwiesen, in dem die Entwicklung auf dem US-Lebensmittelmarkt beschrieben wird; Konzerne verfolgen  eine gezielte Strategie, über Lebensmittelmanipulation menschliches Leben zu zerstören. „Life-destroying toxins intentionally engineered into the food supply“ – link unter: http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2016/06/naturalnews-life-destroying-toxins.pdf

Ich verweise auf diesen Link mit einiger Skepsis, da mir manche Schlussfolgerungen des Artikels nicht ganz geheuer sind; bzw. ich eine solche Bösartigkeit nicht für möglich halte (halten will).

Was ich nachvollziehen kann ist, dass sicherlich einige Konzerne Interesse daran haben könnten, möglichst viele Menschen in Demenz und Abhängigkeit zu bringen, weil dies einen profitablen Markt bedeutet.

Was ich hingegen voll und ganz teile ist die Aufforderung im Artikel: „Here´s the way out: grow your own food“. Eine möglichst breite Selbstversorgung mit Lebensmitteln bringt Selbstbestimmung und Souveränität zurück. Ein erster, kleiner, wichtiger Schritt zum Guten Leben.

Doch bleibt auf gesamtgesellschaftlicher Ebene die anfangs gestellte Frage offen:

Wie kann ein Urvertrauen, das ja wesentlicher Bestandteil für  Gutes Leben ist, wieder hergestellt werden? Wie in einer globalisierten Gesellschaft, in der es letztlich kaum Grenzen für Menschen- und Warenströme gibt? Wie kann vertrauensvolle Geborgenheit geschaffen werden, die es erst möglich macht, dass sich Menschen offen und angstfrei begegnen?

Mit diesen Fragen möchte ich  mich im dritten Teil dieser Fragmente ausführlicher beschäftigen.

  1. Juli 2017
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